Ich habe in der letzten Ausgabe des Podcast das Rollenspiel Engel erwähnt und ein paar Gründe angeführt, weshalb es bei uns leider nicht mehr an den Spieltisch zurückgefunden hat. Gleichzeitig habe ich aber die Romane hervorgehoben.
Der in meinen Augen stärkste Roman, welcher in dieser Welt spielt, ist der Dreiteiler „Hiobs Botschaft“.
Ich habe den Roman hier nur in der Jubiläumsausgabe vorliegen und werde dementsprechend zu der gesamten Geschichte etwas sagen. Da die drei Bücher allein eh nicht funktionieren macht dies, so finde ich, am ehesten Sinn.
Das Buch in aller Kürze:
Titel: Hiobs Botschaft
Autor: Severin Rast, Oliver Hoffmann
Seitenzahl: 736
Veröffentlichung: 07/2004
Verlag: Feder & Schwert
Setting: Fantasy
Klappentext:
„Seit jeher sind Engel die Boten des Herrn, und so beginnt auch diese Geschichte mit dem Botenflug eines Engels. Vom sturmumtosten Himmel zu Mont Salvage bricht der Raguelit Calliel mit einer Botschaft für das Kloster Cluny auf, während in Raphaelsland der Krieg gegen die furchtbare Traumsaat tobt. In dem verzweifelten Kampf der himmlischen Heerscharen gegen die dunkle Brut des Herrn der Fliegen ist ihm eine Rolle zugedacht, die sein Schicksal, mit dem der gesamten Menschheit verknüpfen wird. Doch letztlich ist es nicht dieser schreckliche Krieg, der über die Zukunft der Welt entscheidet, sondern der Wille des Schöpfers, der zahlreiche Figuren, Engel wie Menschen, über ein Spielfeld bewegt, das ganz Europa umfaßt. Dieser Jubiläumsband faßt die drei Romane um den gefallenen Engel Calliel in einem Band zusammen und bietet nicht nur spannende Unterhaltung, sondern darüber hinaus einen tiefen Einblick in das Engel-Universum.“
Handlung:
Der Roman beginnt mit einem Botenflug des Engels Calliel zum Kloster Cluny, wo er eine Botschaft überbringen soll. Dies geht jedoch schief, da er auf dem Weg von Kreaturen der Traumsaat abgefangen wird und im Gefecht unterliegt. Die Bäuerin Iréne aus dem kleinen Dorf Valencas findet den verletzten Engel und pflegt ihn in ihrem Haus.
Während seiner langwierigen Genesung muss Calliel feststellen, dass er keine Flügel mehr besitzt und das Kloster Cluny inzwischen gefallen ist.
Sein schier unerschütterlicher Glaube an Gott und die immer öfter auftretenden Visionen lassen ihn jedoch zu dem Schluss kommen, noch eine wichtige Figur auf Gottes Schachbrett zu sein und so zieht er unter dem biblischen Namen „Hiob“ aus, um seiner neuen Aufgabe gerecht zu werden. Wir begleiten Hiob, der durch das düstere, mittelalterlich angehauchte Europa zieht, um seiner neuen Bestimmung zu folgen; die Sicherstellung der Wissenssammlung seines gefallenen Ordnens.
Dabei führt ihn sein Weg zunächst nach Trondheim, wo er von einem Ordensbruder erfährt, der die Vernichtung der Burg überlebt hat und mit dem Ordensbuch auf der Flucht ist. Hiob setzt ihm, begleitet von seinen neugewonnenen Freunden, über Nürnberg nach Prag nach.
Auf seinem Weg lässt er nur wenige Möglichkeiten aus, die Angelitische Kirche mit seinen inzwischen kritischen Gedanken zu deren irdischen Praktiken zu konfrontieren. Dies bringt ihn immer wieder in kritische Situationen.
Gleichzeitig erfahren wir von Ariels Engelsschar, der ursprünglich auch Calliel angehörte. Zusammen mit Tempelrittern und anderen Unterstützern soll diese die Stadt Tours von Ketzern, Häretikern und den Dämonen der Traumsaat befreien und die verbliebenen Gläubigen in den Schoß der Angelitischen Kirche zurückzuholen.
In Prag geraten Hiob und seine ehemalige Schar aneinander und er wird in die Hauptstadt der Angelitischen Kirche – Roma Aeterna – gebracht, um dort der Ketzerei angeklagt zu werden. Die Engel müssen dort jedoch feststellen, dass der Herr der Fliegen bereits Einfluss in den Hohen Hallen der Kirche besitzt und die Verderbtheit sich dort ausbreitet.
Egal wie der Prozess enden wird; Hiobs Weg wird in Roma Aeterna sein Ende finden.
Meine Meinung:
Die drei Romane „Brandland“, „Traumsaat“ und „Fegefeuer“ schließen immer dicht aneinander an, so dass man keinen Bruch zwischen den Büchern bemerken würde. Die Geschichte baut sich langsam auf und wirft unseren Protagonisten in sein neues Leben. Er erlebt nun die Welt von „Engel“ aus der Sicht der Menschen. Er sieht die Kirche so, wie sie sich den einfachen Menschen präsentiert und sein Weltbild gerät zunehmend ins Wanken, als er erkennen muss, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist. Hiobs Welt durch seine Augen zu sehen hilft dem Leser, sich in diese komplexe Welt und in die Geschichte hineinzufinden. Dies ist ein schlauer Zug, da die Welt sehr komplex ist und man schnell mit Begriffen und Gesetzmäßigkeiten erschlagen werden kann. Die Handlung ist spannend erzählt und abwechslungsreich. Das Tempo ist mitunter hoch und man muss sich an die vielen ähnlich klingenden Namen der Charaktere gewöhnen, um nicht den Überblick zu verlieren. Die abenteuerliche Geschichte Hiobs auf der einen und die kriegerische der Engelsschar auf der anderen Seite, bilden einen erzählerischen Kontrast, den ich als sehr packend empfand. Das Buch ist fesselnd und die Handlung nimmt überraschende Wendungen. Genau das, was ein guter Roman haben muss.
Interessierte Leser sollten vorher aber wissen, dass dieser Roman viele Geheimnisse der Welt der Rollenspiels Engel anspricht und teilweise auch aufdeckt. Das ist für die Handlung des Romans wichtig und gut, aber für jemanden, der das Rollenspiel noch erleben will, könnte das nachteilig sein, da es die Immersion der Welt schädigen könnte. Denn gerade bei „Engel“ ist die Trennung zwischen Spieler- und Charakterwissen ein zentraler Bestandteil des Spiels. Darauf wird auch im Regelbuch mehrmals hingewiesen.
Ich kann den Roman daher für jene, die an dem Rollenspiel interessiert sind, nur sehr eingeschränkt empfehlen (außer für den Spielleiter natürlich). Alle anderen werden hier einen sehr guten Roman in einer komplexen Welt finden, der sie mit Sicherheit in seinen Bann ziehen wird.
Wertung?
Ich werde auf dieser Seite nur Publikationen vorstellen, die ich aus dem ein oder anderen Grund für sehr gelungen halte. Daher macht es in meinen Augen keinen Sinn eine klassische Wertung am Ende zu veröffentlichen, da jede Geschichte, die ich hier bespreche in meinen Augen empfehlenswert ist.